In der griechischen Mythologie ist Narzissmus mit der Geschichte von Narziss verbunden. Narziss war ein junger Mann von außergewöhnlicher Schönheit, jedoch auch von übermäßigem Stolz und Selbstverliebtheit. Der römische Dichter Ovid schrieb eine der bekanntesten Erzählungen über Narziss in seinen ‘Metamorphosen’.
Gemäß der Legende verliebte sich die Nymphe Echo unsterblich in Narziss, konnte aber aufgrund eines Fluchs nicht mehr als ein Echo seiner Worte sein. Narziss, der von seiner eigenen Schönheit fasziniert war, wies Echo zurück. Die Götter belegten ihn als Strafe mit einer Liebe zu seinem eigenen Spiegelbild. Er sah es im Wasser, ohne zu erkennen, dass es sein eigenes Abbild war.
Narziss verfiel der Illusion, dass das Spiegelbild im Wasser ein schöner Jüngling sei, den er begehrte. Da er sich jedoch nicht erreichen konnte, verbrachte er den Rest seines Lebens damit, sein Spiegelbild anzustarren und starb schließlich an dem Ufer der Quelle, in der er sich selbst erblickte. An dieser Stelle entspross eine Blume, die man nach ihm die Narzisse nannte.
Die Geschichte von Narziss wird oft als Allegorie für Selbstverliebtheit und den Konsum von eigenen Gedanken und Erscheinungsbildern interpretiert. Psychologen verwenden heute den Begriff “Narzissmus”, um eine Persönlichkeitsstörung zu beschreiben, die durch übermäßige Selbstverliebtheit, mangelndes Einfühlungsvermögen und das Streben nach Bewunderung gekennzeichnet ist.
Es ist wichtig zu beachten, dass der Begriff “Narzissmus” in der psychologischen und psychiatrischen Literatur spezifisch für die Beschreibung bestimmter Persönlichkeitsmerkmale verwendet wird und nicht ausschließlich auf die griechische Mythologie zurückzuführen ist. Die Menschen nahmen den Mythos von Narziss als frühes kulturelles Beispiel für das Verhalten, das man später als narzisstisch betrachtete.